Ein Mensch ist geboren worden. Seine Lebensgeschichte hat begonnen. Was für eine Geschichte wird sie werden? In Einzelheiten können wir sie nicht vorhersagen. Aber eine große Hoffnung ist uns
gegeben. Die Lebensgeschichte des Menschen kann in eine ganz großartige Vollendung führen, selbst wenn die äußeren Lebensumstände zunächst dagegen sprechen. Denn der Mensch ist Geschöpf Gottes.
Das ist eine der ersten Aussagen der Heiligen Schrift.Gott will den Menschen, jeden Menschen. Er sagt Ja zu ihm. Als der Mensch am Anfang der Geschichte durch Ungehorsam die Gemeinschaft mit Gott
verlor und der Macht des Todes verfiel, hat Gott ihn nicht verlassen. Er ist mit ihm gegangen und hat seinen Sohn als Retter gesandt. Er hat wie wir als Mensch gelebt, in allem uns gleich außer
der Sünde. Er brachte die Befreiung von der Macht des Bösen. Zerstörung ist nicht das letzte Wort über die Welt. Er schenkte die Vergebung der Sünden, die Rettung vor dem Untergang. Er gab sein
Leben für die Menschen und hat in seiner Auferstehung den Tod besiegt. Der Mensch ist nicht nur zum Sterben geboren, sondern zu einem ewigen Leben berufen. Er ist ein erlöster Mensch geworden.Ein
Mensch wird getauft. Im Sakrament der Taufe öffnet sich ihm das Tor zum erlösten Leben. Alle Schuld - was ihn von Gott trennt - wird von ihm genommen. Der Weg in die Vollendung beginnt.In der
Taufe wird er wiedergeboren aus dem Wasser und dem Heiligen Geist. - Wasser, das uralte Symbol des Lebens; der Heilige Geist, der Geist Gottes, der Leben schafft. - Der Mensch wird in der Tat neu
geschaffen.
Der Getaufte wird Christ. Er empfängt einen neuen Geist, So kann er zu Gott Vater sagen und darf Christus seinen Bruder nennen. Seine persönliche Glaubensgeschichte mit Jesus Christus beginnt.
Dies ist eine Geschichte des Lebens, nicht des Todes. Als Geheimnis des Glaubens beginnt eine Schicksalsgemeinschaft, die nie mehr aufhören soll.
Der Apostel Paulus, der die Frohe Botschaft Jesu zu vielen Menschen in vielen Ländern gebracht hat, sagt das so: "Wißt ihr denn nicht, daß wir alle, die wir auf Christus Jesus getauft
wurden, auf seinen Tod getauft worden sind? Wir wurden mit ihm begraben durch die Taufe auf den Tod; und wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wurde, so sollen
auch wir als neue Menschen leben. Wenn wir nämlich ihm gleich geworden sind in seinem Tod, dann werden wir mit ihm auch in seiner Auferstehung vereinigt sein." (Rom 6, 3-5) Der Getaufte
geht seinen Weg mit Christus im Glauben nicht allein. Er ist eingegliedert in die Ge- meinschaft des Gottesvolkes, in die Kirche. Das Sakrament der Taufe hält alle Schwestern und Brüder Christi
zusammen. Miteinander geben sie das Zeugnis des Glaubens. Miteinander gehen sie den Weg hin zur Vollendung. Dieses "Miteinander im Glauben" wird in der Gemeinde Jesu am Ort sicher am ehesten
spürbar. Darum ist der sinnvollste Ort der Taufe die Pfarrkirche. Der Täufling ist getragen vom Glauben der ganzen Gemeinde. Wenn Eltern ihr Kind zur Taufe tragen, tun sie für ihr Kind das
Großartigste, was sie tun können. Sie ermöglichen ihm, als Kind Gottes zu leben. So kann die Lebensgeschichte ihres Kindes zur Glaubens- und damit zur Heilsgeschichte werden.
Warum Taufe der Kinder?
Vor nicht allzulanger Zeit war es für gläubige Väter und Mütter eine Selbstverständlichkeit, ihre Kinder im frühesten Alter zur Taufe zu bringen. Heute stellen nicht wenige die Frage: Dürfen wir
in einer so wichtigen Sache gleichsam über den Kopf der Kinder hinweg entscheiden? Muß nicht der Empfang des Taufsakramentes ganz in den Freiraum persönlicher Glaubensentscheidung gestellt
werden?
Ist es darum nicht richtiger, die Kinder durch häusliche Unterweisung und durch den Religionsunterricht zwar mit der christlichen Botschaft bekannt zumachen, sie aber erst dann zur Taufe zu
führen, wenn sie es selber wünschen? Manche Väter und Mütter meinen, ihr Kind hätte sich nun selber entschieden, wenn es im Laufe der Schulzeit, etwa am Ende des Grundschulalters, Interesse an
der Taufe zeigt. Diese Ansicht geht am Wesen des kindlichen Glaubens vorbei. Kindlicher Glaube ist immer ein Anteilhaben am Glauben jener Menschen, die dem Kind die Jesusbotschaft vermitteln,
also ein Mit-Glauben mit Vater, Mutter, Geschwistern, Freunden und Seelsorgern.
Es ist darum kein selbständiges, sondern nur ein vorläufiges Glauben, das erst nach der Zeit der Reifung in eine "Christusentscheidung auf Lebenszeit" übergehen kann, ein Vorgang, in dem
göttliche Gnade und menschliche Freiheit zusammenwirken. Die Berechtigung und Notwendigkeit der Kindertaufe kann also nicht von der Beantwortung der Frage "Wie frei kann sich ein Kind
entscheiden" her beurteilt werden. Die Notwendigkeit, Kinder im frühesten Alter zu taufen, ergibt sich vielmehr aus dem, was die Taufe selber ist. Ein Kind zur Taufe bringen heißt: Ihm das
Geschenk besonderer göttlicher Zuwendung vermitteln in der Weise, daß es aufgenommen wird in die Lebensgemeinschaft der Familie Christi, daß es zu einem kleinen Bruder, zu einer kleinen Schwester
des Herrn werden darf. Das ist ein Geschehen, das auch im natürlichen Bereich der Willensentscheidung des Menschen entzogen ist; denn keiner kann sich die blutsverwandten Eltern oder
Geschwister aussuchen. Es soll auch nicht unerwähnt bleiben, daß Eltern für ihr Kind vieles vorentscheiden müssen, was für das spätere Leben des Kindes von Bedeutung ist, z. B. auf welche Art von
Ernährung es eingestellt wird, welcher Arzt im Krankheitsfalle zugezogen wird, welche Schule das Kind besuchen soll und vieles andere mehr.
Jede Hinwendung eines getauften Kindes zu Jesus, dem Freund der Kinder, mag sie noch so vorläufig und begrenzt sein, gibt Anteil an SEINEN Erlösungskräften, deren der Mensch bereits im
Kindesalter bedarf, um wirksam der angeborenen Selbstsucht widerstehen zu können. Durch die Taufe hineingeboren in die Gemeinschaft mit Christus erlebt dann das Kind im Empfang der Sakramente der
Buße und der heiligen Kommunion erste Höhepunkte seiner Christusfreundschaft. Das ist ein Vorgang, der sich in dem biblischen Bild vom " Weinstock und den Rebzweigen " gut verstehen
läßt. Im Weinstock "Christus" finden die "Rebzweige" Halt, Nahrung und Wachstum. Wenn wir das bedenken, wäre es eigentlich unverständlich, einem Kind die Taufe vorzuenthalten; denn die kindliche
Christuserfahrung reicht als hohe Werterfahrung ins Erwachsenenleben hinüber und wird zum Antrieb, die Lebensgemeinschaft mit Christus in freier Entscheidung fortzusetzen.Wenn nun Eltern sich aus
echtem Verantwortungsbewußtsein den Anforderungen nicht gewachsen fühlen, welche die religiöse Erziehung des getauften Kindes an sie stellt, was spricht dann für die Taufe des Kindes? Ein Kind
wird auch dann nicht in ein religiöses Vakuum hineingetauft, wenn in einer Pfarrgemeinde gläubige Menschen für die Taufe gutstehen wollen und den Eltern ihre Hilfe anbieten. Dabei
kommt dem Taufpaten eine besondere Aufgabe zu, er soll ein Glaubensfreund des Kindes werden. Auch im Kindergarten, im Religionsunterricht der Schule, in den außerschulischen Kommunion- und
Firmgruppen und bei den Kindergottesdiensten ist reichlich Gelegenheit, dem Kind religiöse Impulse zu vermitteln. Und ist in diesem Zusammenhang die Taufe der Kinder nicht insgesamt für die
Eltern eine Chance, die Welt des christlichen Glaubens in neuer, vertiefter Sicht kennenzulernen? Manche Eltern sehen die Kindertaufe vielleicht nur deshalb problematisch an, weil sie Vorbehalte
gegenüber der äußeren Erscheinungsform der Kirche haben. Welcher Art diese Vorbehalte auch sein mögen, sie sollten nicht zum Hindernis werden, das Kind dem zuzuführen, der seinem Leben höchste
Sinnerfüllung geben will.
(aus " Sakramente im Leben der Familie ", Herausg. Erzb.Ordinariat München ,Seelsorgereferat )
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Tauftermine und Vorbereitungsgespräche: nach Vereinbarung Informationen und Anmeldung im Pfarrbüro |